Kati Wagner-Matthiess

Anne setzt um – eine Erfolgsgeschichte

Ich liebe Erfolgsgeschichten meiner Teilnehmer:innen, in denen sie mir erzählen, wie sie das neu erlernte Wissen in ihr Leben gebracht haben. Das Schöne an den Themen Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung ist, dass du das Wissen sowohl als Führungskraft UND privat anwenden kannst. Die folgende Geschichte erzählte mir Anne einige Wochen nach dem Training. Anne ist eine äußerst engagierte Teamleiterin. Sie ist meistens sehr positiv, aber auch sehr temperamentvoll. Sie wollte lernen, wie sie nicht gleich auf 180 ist, wenn da jemand „seinen Job nicht ordentlich macht“. Schließlich sind es ihre Nerven, die sie da strapaziert und Dinge sagt, die sie hinterher vielleicht bereut. Bestandteile des Trainings waren unter anderem die OK-Positionen aus der Transaktionsanalyse und das Beziehungskonto. Doch nun zu Annes Erfolgsgeschichte:

Mit „dem Dicken“ zum Tierarzt

Der Hund muss zum Tierarzt für einen kleinen Eingriff. Anne hat telefonisch einen Termin vereinbart. Nun ja – Anne arbeitet in der Stadt, wohnt etwas weiter entfernt auf dem Dorf und der Tierarzt befindet sich in einer noch weiter entfernten Stadt. So ein Tierarztbesuch ist jedes Mal mit viel Aufwand verbunden. Notgedrungen muss sie dafür einen halben Tag Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen. Außerdem muss sie eine Kinderbetreuung für ihren Sohn organisieren, aber hilft ja nix.
Sie fährt also nach Hause, lädt den schweren Hund in den Kofferraum und ist dann gestresst (aber pünktlich) vor Ort. Der Tierarzt schaut sie mit großen Augen an: „Wer hat Ihnen denn diesen Termin gegeben?“ Anne schwant nichts Gutes. Sie merkt, wie ihr Adrenalinspiegel sich dranmacht, in die Höhe zu schnellen und die ersten Stresshormone ihren Körper fluten. „Ihre Sprechstundenhilfe, wieso?“ will sie wissen. „Na ja, die Sache ist die“, setzt der Tierarzt wieder an, Anne sieht, dass es auch ihm unangenehm ist „eine OP ist um diese Zeit gar nicht mehr möglich, nach dem Eingriff braucht der Hund noch eine gewisse Aufwachzeit und das wird heute leider nichts mehr.“ „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“ meldet sich prompt Annes innere Stimme empört, „was ist denn das hier für ein Laden? Wie respektlos gehen die denn mit der Zeit ihrer Kunden um? Wenn ich das mit meinen so machen würde!“

Doch heute meldet sich auch noch eine zweite Stimme: „Stop! Was würde Kati jetzt sagen?“ Ah, interessant, Anne überlegt: „Reg dich nicht über Sachen auf, die nicht mehr zu ändern sind. Willst du recht haben oder willst du glücklich sein? Versuche immer aus der Position Ich bin ok – du bist ok zu agieren, da rutschst du aber raus, wenn du dich jetzt hier aufregst. Er kann ja an der Situation erstmal nichts ändern. Und wenn nichts zu ändern ist, versuche wenigstens die Beziehungsebene zu retten. Du willst ja schließlich nochmal hierherkommen.“ Sie schaut ihn an und sagt „Hm, wollen Sie damit sagen, dass ich heute ganz umsonst gekommen bin?“ Sie sieht, dass er nickt, bevor sie weiterspricht. „Das ist ja jetzt echt blöd, aber gerade nicht zu ändern.“ Sie merkt ihm die Erleichterung an, dass sie ihren Unmut nicht laut äußert. „Na gut, dann werden wir mal wieder nach Hause fahren. Beim nächsten Mal darf das aber nicht passieren. Für mich ist das nämlich jedes Mal ein Riesenaufwand, hierherzukommen“ Sie nimmt den Hund und geht. „Da habe ich aber einen gut beim nächsten Mal“ denkt sich Anne, „ordentlich eingezahlt auf das Beziehungskonto habe ich da. Mehr war nicht zu retten.“ Sie ist ein bisschen stolz auf sich, wie sie die Sache diesmal anders gelöst hat.

Als sie zu Hause vorfährt, kommt ihr Mann schon aus der Tür: „Soll ich den Hund reintragen?“ fragt er. „Nein, der kann alleine laufen“, erwidert Anne. „Echt? Ich denke, der hatte die OP?“ „Nee, das ging um die Zeit nicht mehr, der Termin war falsch.“ „Was? Da lassen die dich da antanzen und dann…“ Anne unterbricht ihn: „Ach weißt du – reg dich doch nicht über Sachen auf, die du eh nicht ändern kannst, lohnt nicht. Ich bin ok und du bist ok.“ Sie genießt das verblüffte Gesicht ihres Mannes, als sie schmunzelnd an ihm vorbei ins Haus geht.

Anne ist der Traum eines jeden Trainers und Coaches: Sie ist reflektiert, aufgeschlossen und experimentierfreudig. Sie weiß, dass Wachstum nur außerhalb der Komfortzone zu haben ist und bleibt dran, wenn es mal schwierig wird. Mit anderen Worten: Anne setzt das Erlernte wirklich um und ist dadurch erfolgreicher als viele andere.



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