Kati Wagner-Matthiess

Wechseljahre und dann? Endstation Unsichtbar oder Time of your Life?

Eine meiner liebsten Lieblingsbloggerkolleg:Innen und Coach Silke Geissen startete genau zu diesem Thema ihre Blogparade. Ich hatte sie auch noch dazu ermutigt! Wie also könnte ich nicht dabei sein?!

Rosa Tüll – was Mädchen wollen

Voll mit rosa Luftballons und Glitzer war die Bühne, auf der sie mit ihren Gästen kokettierte, in einem ebenso rosa Minikleid und langen blondierten Haaren. Barbie, war meine erste Idee. Zwei sehr große Luftballons in Form einer Fünf und einer Null waberten unmittelbar neben ihr. Sie versuchte wiederholt die 5 wegzuschieben, aber was sie auch tat – sie kam jedes Mal zurück. Dann stampfte sie auf und machte einen Schmollmund, wie eine 5-jährige. Was faszinierte mich nur so an diesem winzigen Videoschnipsel auf Instagram? Die Ambivalenz meiner Gefühle.

Sie feierte offenbar ihren 50. Geburtstag. „Seht alle her!“, schien sie zu sagen, „An mir ist das Alter spurlos vorbeigegangen, ich gehe immer noch für 20 weg und könnte jeden haben!“ Und eines muss ich ihr lassen – hätte sie die 3 statt der 5 in der Hand gehabt, ich hätte es ihr geglaubt. Ich sah in dem Moment aber auch, was es sie wahrscheinlich gekostet hatte, so auszusehen, wie viel Verzicht, Disziplin, Geld, Schmerzen und Demütigung. Um dann was? Am 50. Geburtstag im rosa Minikleid auf der Bühne zu stehen und sich als „gut erhaltene 50-jährige“ zu feiern? Von anderen Frauen dafür beneidet und von Männern begehrt zu fühlen? Ich rede bewusst von fühlen, nicht von sein. Dazu das Verhalten einer 5-jährigen? So war das sicher nicht gemeint, mit dem Bibelzitat „wieder werden wie die Kinder“.

Ich spürte gleichzeitig den Schmerz, der in so einem Lebensmodell liegt, denn wie soll das weiter gehen? Ist sie mit 60 wieder die „noch gut erhaltene 60-jährige“? Das NOCH steht wie ein Damoklesschwert über der Szenerie, die Schere zwischen dem natürlichen körperlichen Verfall und den Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Täuschung geht unaufhaltsam weiter auseinander, Frust und Enttäuschung sind vorprogrammiert. Ein Happy End wird es nicht geben. Die Chance der Lebensmitte ist vorerst nicht genutzt.

Was wechselt in den Wechseljahren? Deine Perspektive auf dein Leben!

Im Griechischen bedeutet das Wort Krise auch Wendepunkt. Erkennst du die Gemeinsamkeit zum Wort Wechseljahre? Darin steckt der Wendepunkt. Das Wort Wechseljahre wird meist nur gebraucht, um den biologischen Wandel zu beschreiben, eben nicht mehr fortpflanzungsfähig zu sein. Das greift meiner Ansicht nach viel zu kurz und es steckt weit mehr darin. Diese Phase beginnt deutlich früher. Häufig, so Anfang bis Mitte vierzig, fühlen wir, dass uns der bisherige Weg der Expansion nicht mehr so glücklich macht. Wir haben uns beruflich etabliert, vielleicht eine Familie gegründet, Karriere gemacht, ein Haus gebaut und alles scheint zu laufen wie geplant. Gleichzeitig merken wir auch, dass uns dieses Leben im „Höher, Schneller, Weiter“-Modus nicht mehr so leicht von der Hand geht und uns die Freude abhandengekommen ist. Darum kostet es uns mehr Kraft als es bringt. Und vor allem beginnen wir zu realisieren, noch mehr (materieller) Erfolg macht uns nicht glücklicher. Wir fragen uns vielleicht, steht die Karriereleiter am richtigen Gebäude? Folge ich wirklich meinem Weg oder den Erwartungen anderer?
Willkommen in der Midlifecrisis.

Wenn wir es nicht sehen wollen, schickt uns das Leben manchmal eine Krankheit dazu. So war es z.B. bei mir. Das lässt uns kurzfristig aus dem Hamsterrad zwangsweise aussteigen. Der Tod ist ein Tabuthema in unserem Kulturkreis. Mit unserer eigenen Endlichkeit konfrontiert zu sein, z.B. durch eine Krankheit oder den Verlust eines lieben Menschen, kann uns den Blick öffnen.
Wusstest du, dass das chinesische Wort für Krise aus zwei Schriftzeichen besteht? Einmal aus dem für Gefahr bzw. Risiko und aus dem für das Wort Chance. Nutzt du diese Chance für dich nicht, werden weitere „Lernmöglichkeiten“ folgen.

Wie kannst du die Chance der Lebensmitte für dich nutzen?

Erkenne, dass zurück zum bzw. „mehr vom Alten“ keine gute Idee ist. Das ist aber das, was die meisten in einer Krise anstreben. Nutze die Chance und frag dich mal stattdessen:

  • Kennst und lebst du wirklich DEINE Stärken oder folgst du den Ideen und Vorstellungen anderer? Die meisten Menschen, die ich kenne, sind mehr oder weniger in ihren Beruf „reingerutscht“, weil es sich so ergeben hat, nichts anderes da war oder die Eltern dies für eine gute Idee hielten.
  • Welche Werte sind dir wichtig? Wo lebst du diese und wo verrätst du diese manchmal? Wie schaffst du es, diese mehr in dein Handeln zu integrieren?
  • In welchen Bereichen deines Lebens läuft es für dich gut und wo ist noch Luft nach oben?
  • Welche Beziehungen tun dir gut und welche nicht? Wie kannst du die dir wichtigen aktiv gestalten? Wo ist es besser, andere gehen zu lassen?
  • Wofür brennst du? Was sind deine Leidenschaften? Was ist das, was dir wirklich Freude macht und wo du einen echten Mehrwert in die Welt bringen könntest?
  • All das zusammengefasst: Wofür bist du hier auf dieser Welt und wie kannst du dich (wenn du schon mal da bist) einbringen? Manche nennen es auch Seelenaufgabe, Berufung, Lebenssinn, Higher Self – wie du möchtest.

Vom Ende aus gedacht – ein Perspektivwechsel

Spätestens jetzt ist es Zeit zu fragen – wo will ich am Lebensende denn mal landen? Schau dir mal die älteren Menschen in deiner Umgebung an. Schnell wirst du merken, da gibt es die Glücklichen, die voller Altersweisheit und Güte sind und IHR Leben bewusst gelebt haben. Ihre Gesichter strahlen übrigens genau das aus und sind absolut faszinierend und anziehend. Um auf den Titel zurückzukommen – natürlich sind sie sichtbar, allerdings nicht im Sinne eines aktuellen patriarchalischen Schönheitsideals, aber als Beispiel eines erfüllten, geglückten Lebens.
Und es gibt da noch die vielen anderen, die sich nur noch über das definieren, was sie nicht mehr haben und traurig vermissen: Krankheit statt Gesundheit, Einsamkeit statt glücklicher Beziehungen (Jammerei und Negativität sind eben nicht anziehend), Sinnlosigkeit statt einer Aufgabe, mit der sie sich einbringen können, vielleicht auch materieller Wohlstand. Ja, das alles zusammen ist Altersarmut. Ich wünsche mir dazu einen riesigen Wandel in den nächsten Jahren und werde Möglichkeiten finden, mich da zu engagieren.


Ich selbst bin vor einigen Tagen 55 geworden. Es war ein toller Tag und die Zahl 55 finde ich faszinierend! An jenem Tag hatte ich eine wundervolle Gruppe junger motivierter Führungskräfte in meinem Onlinetraining. Zum Abschluss sagte ich ihnen: Ich werde gleich noch ein bisschen feiern, denn ich habe heute meinen 55. Geburtstag. Als ich in eurem Alter war, da dachte ich „55? Da rieselt doch schon Erde aus der Tasche!“ Heute kann ich euch sagen – auf meiner persönlichen Glücklichkeitsskala bin ich weiter oben als je zuvor! Und endlich habe ich auch eine Ahnung, was dieses Leben von mir will! Dafür bin ich sehr dankbar.

Allen Leser:innen wünsche ich den Mut, gleich bei den ersten Anzeichen der Wechseljahre die richtigen Weichen zu stellen. Wenn ihr euch dazu Unterstützung wünscht, meldet euch gern bei mir. Speziell die Themen „Glückliche Beziehungen“ und „Stärken leben“ sind meine Herzensthemen.

Ich freue mich auf euch!



2 Antworten

  1. ich würde es auch als mega Stress empfinden, mich mit 50 oder 60 noch für „geht auch für 30 durch“ feiern lassen zu wollen. Aber wer es braucht……
    Ich für meinen Teil bin froh, mich Ü50 auf das besinnen zu können, was ich gerne möchte, wo ich im Leben noch hin will und selbstbestimmter leben zu können.

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